Morbus Parkinson und kognitive Defizite

James Parkinson hat in seiner 1817 veröffentlichten Arbeit vermutet, dass die Krankheit keine Auswirkungen auf Geist und Psyche der Betroffenen hätte und diese Einschätzung wurde bis vor einigen Jahren von den meisten Neurologen geteilt.

Neue wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Parkinson-Patienten im Verlauf der Krankheit eine Demenz entwickeln kann. Diese Demenz tritt jedoch zumeist im Spätstadium der Krankheit auf und betrifft fast ausschließlich Patienten im höheren Lebensalter.

Unter einer Demenz versteht man chronisch fortschreitende Prozesse im Gehirn, die zu einer Einschränkung der intellektuellen Fähigkeiten führen und sich auch im Alltag bemerkbar machen können. Bei Parkinson-Patienten kann es zu spezifischen Problemen mit der Hirnleistung kommen. Diese Probleme betreffen aber in erster Linie nicht das Gedächtnis, im Unterschied zur Alzheimer-Krankheit, bei der die Störung des Gedächtnisses und das Erinnerungsvermögen stark betroffen sind.

Bei der Parkinson-Demenz kann es zu einer Verlangsamung des Denkens kommen, zu Problemen und zu Schwierigkeiten, komplizierte Handlungsabläufe schnell und selbstständig zu entwickeln. Die Betroffenen können Probleme bekommen  Zusammenhänge herzustellen oder ein Konzept und einen Plan zu entwerfen. Manchmal treten schon große Schwierigkeiten bei der Planung von einfachen Dingen, wie etwa einem Arztbesuch, auf. Die Betroffenen haben große Mühe, auch bei einer klaren Problemstellung eine Entscheidung zu treffen. Probleme mit der räumlichen Orientierung können auftreten, es kommt vor allem in fremder Umgebung zu Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden.

Häufig treten auch Probleme mit der Aufmerksamkeit und der Konzentrationsfähigkeit auf. Typischerweise sind diese Defizite starken Schwankungen unterworfen. So kann es vorkommen, dass man sich mit einem Betroffenen angeregt unterhält und plötzlich im Verlauf des Gesprächs die Konzentrationsfähigkeit des Patienten völlig verloren geht.

Im Rahmen einer Parkinson-Demenz kann es auch zu Veränderungen von Persönlichkeitsmerkmalen kommen. Die Betroffenen wirken bisweilen apathisch, interesselos und gegenüber den Vorgängen um sie herum indifferent und unbeteiligt. Sie ziehen sich immer mehr zurück und üben auch Tätigkeiten, die früher sehr wichtig für sie waren, kaum mehr aus. Hobbys werden aufgegeben. Auf der anderen Seite können auch schwere Depressionen auftreten und zu einem hohen Leidensdruck führen.

In weiterer Folge können sich nächtliche Schlafstörungen und eine starke Tagesmüdigkeit einstellen. Es kann zu visuellen Halluzinationen kommen, es können z. B. Personen gesehen werden, die gar nicht anwesend sind.

Beim Auftreten kognitiver Veränderungen ist eine weitere Abklärung notwendig, denn es gibt zahlreiche andere Ursachen, die eine Demenz vortäuschen können und möglichst rasch diagnostiziert und behandelt werden müssen.

Neue Studien haben klar gezeigt, dass eine bestimmte Gruppe von Medikamenten, die sogenannten »Azetylcholinesterase-Hemmer«, bei einem Teil der Betroffenen wirkungsvoll in der Therapie dieser kognitiven Probleme ist.

Es stehen heute mehrere Hemmer der Azetylcholinesterase zur Verfügung, darunter Substanzen wie Rivastigmin und Donepezil. Rivastigmin führt nicht nur zu einer Besserung der Gedächtnisfunktionen, sondern hat auch positive Effekte auf Verwirrtheitszustände und optische Halluzinationen. Rivastigmin steht als Pflaster-Therapie und als Kapsel zur Verfügung.

Auf eine ausgewogene Ernährung ist unbedingt zu achten, weil Parkinson-Patienten, v. a. in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, zu Gewichtsverlust neigen und eine Mangelernährung auftreten kann. Es ist auch sehr wichtig, dass die Betroffenen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, weil ein Flüssigkeitsmangel die Hirnleistung weiter verschlechtern kann. Bewegung hat auf die Hirnleistung eine sehr positive Wirkung. Prinzipiell sind alle Ausdauersportarten, wenn sie richtig durchgeführt werden können, sehr zu empfehlen. Dazu zählen Laufen, Nordic Walking, Radfahren, step master, Schwimmen oder auch regelmäßige Spaziergänge. Wissenschaftliche Untersuchungen lassen sogar vermuten, dass regelmäßiges körperliches Training den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen kann.

Sehr günstig ist, wenn Ausdauersportarten mit komplexen Bewegungsabläufen kombiniert werden. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die positive Effekte von Sportarten wie Boxtraining, Tanzen, Tischtennis etc. nachweisen konnten. Diese Studien konnten Verbesserungen der Stimmung und von bestimmten Gedächtnisfunktionen nachweisen.

Eine Ergotherapie kann bei manchen Parkinson-Patienten hilfreich sein. Hier wird v. a. die Geschicklichkeit für Alltagshandlungen, wie Körperpflege, selbstständiges Ankleiden, Zubereitung von Speisen etc., gezielt trainiert. Das Ziel dieser Therapie ist das Verbessern der Alltagsfertigkeiten, um die Selbstständigkeit zu erhalten. Zusätzlich kann für manche Betroffene ein kognitives Training (Übungen zur Verbesserung der Hirnleistungskapazität) nützlich sein.

Doz. Dr. Willibald Gerschlager

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